von
Dr. Taha Ibrahim Ahmed Badri
____________________________
Die Bewegung des Sturm und Drang, die sich in Protest gegen Rokoko und
Aufklärung erhob und dementsprechend mit Pietismus und Empfindsamkeit eng
verbunden war, weckte die irrationalen Kräfte des Menschen und beschwor sie
herauf. Ihre Forderungen waren die der Ursprünglichkeit, der schöpferischen
Genialität, der Volkstümlichkeit, der Natürlichkeit, vor allem aber der
Frömmigkeit und Religiosität. Große Dramatiker wie Heinrich Leopold Wagner
(1747 – 1779), Jakob Michael Reinhold Lenz (1751 – 1792) und Friedrich
Maximilian Klinger (1752 – 1831) haben diese Forderungen in ihren Dramen vorgebracht.
In der Dichtung wurden all diese erwähnten Forderungen durch die Mitglieder des
Göttinger Hain[1],
nämlich die Lyriker Ludwig Heinrich Hölty (1748 – 1776) und Johann Heinrich
Voss (1751 – 1826) u.a. auf gemütvoll innige Weise dargestellt.
Die Lyriker des Göttinger Haines oder – wie sie sich damals nannten
– des Hainbundes, mit denen unser Dichter Matthias Claudius sehr gut
befreundet war, forderten in ihren Schriften Deutschheit, Tugend, Freiheit,
Freundschaftskult und Kampf gegen Tyrannei. Sie forderten auch alles Natürliche
an Stelle der weichlichen und verzärtelten Haltung des Rokoko. Ihre Gedichte
sind Ausdruck eines innigen Naturgefühls und in Zusammenhang damit einer echten
Religiosität. Man erinnert sich hier an Klopstocks Naturgedicht Die Frühlingsfeier
und an Höltys Das Landleben. In seinem Gedicht sagt Klopstock z.B.:
„Nur um den Tropfen am Eimer,
Um die Erde nur, will ich
schweben,
Und anbeten!
Halleluja! Halleluja!
Auch der Tropfen am Eimer
Rann aus der Hand des
Allmächtigen!
Da aus der Hand des
Allmächtigen
Die größern Erden quollen,
Da die Ströme des Lichts
Rauschten, und Orionen wurden;
Da rann der Tropfen
Aus der Hand des Allmächtigen!
[...]
Umwunden, wieder von Palmen
umwunden
Ist meine Harfe!
Ich singe dem Herrn!
Hier steh ich.
Rund um mich ist Alles
Allmacht!
Ist Alles Wunder!
Mit tiefer Ehrfurcht,
Schau ich die Schöpfung an!
Denn Du,
Namenlosester, Du!
Erschufst sie!“[2]
Etwas Ähnliches, wenn auch auf seine Art und Weise, lesen wir aus Höltys
Naturgedicht Das Landleben:
„Wunderseliger
Mann, welcher der Stadt entfloh!
Jedes
Säuseln des Baums, jedes Geräusch des Bachs,
Jeder
blinkende Kiesel,
Predigt
Tugend und Weisheit ihm!
Jedes
Schattengesträuch ist ihm ein heiliger
Tempel,
wo ihm sein Gott näher vorüberwallt;
Jeder Rasen ein Altar,
Wo er vor dem Erhabnen kniet.
Seine
Nachtigall tönt Schlummer herab auf ihn,
Seine
Nachtigall weckt flötend ihn wieder auf,
Wenn das liebliche Frührot
Durch die Bäum auf sein Bette
scheint.
Dann
bewundert er dich, Gott, in der Morgenflur,
In
der steigenden Pracht deiner Verkünderin,
Der allherrlichen Sonne,
Dich im Wurm, und im
Knospenzweig.“[3]
Man kann hier leicht feststellen, dass diese beiden Naturgedichte für die
Poesie der Empfindsamkeit charakteristisch sind. Klopstocks Die Frühlingsfeier,
die am Anfang auch unter dem Titel Das Landleben entstand, stellt z.B.
die innere Neigung des Dichters zur Natur dar und ist darüber hinaus Ausdruck
der zur Zeit des Sturm und Drang herrschenden pietistischen Überzeugung, dass
die Nähe Gottes durch Naturempfinden, also durch das Gefühl garantiert wird
(dieses Thema nimmt auch eine besondere Stellung in Matthias Claudius´ Dichtung
ein, die ich in meinem vorliegenden Beitrag ausführlicher behandeln werde).
Übrigens war Klopstocks Naturgedicht Die Frühlingsfeier oder – dem
ersten Titel nach – Das Landleben von außerordentlicher Wirkung auf die
Zeitgenossen, zu denen auch unser Dichter Matthias Claudius gehört.[4]
In diesem Zusammenhang soll erwähnt werden, dass die Dichtung der
Empfindsamkeit und des Sturm und Drang, insbesondere die Naturdichtung, in der
Tat durch zwei literaturhistorische Erscheinungen bestimmt ist: einerseits
durch den oben erwähnten Göttinger Hainbund, der von Klopstock stark
beeinflusst war, und andererseits durch den jungen Goethe, also den Goethe der
Straßburger Zeit, von dem ich zwei Naturgedichte in einem meiner
wissenschaftlichen Beiträge[5]
ausführlich behandelt habe.
Klopstock gilt also, vor allem durch seine Naturgedichte, als der Anreger
der jungen Generation des Göttinger Hainbundes, mit der – wie bereits erwähnt –
der Dichter Matthias Claudius gute freundschaftliche Beziehungen hatte.
Klopstock ließ sich jedoch nicht wie der junge Goethe der Straßburger Zeit von
biographischen Ereignissen inspirieren, aber er empfand und stellte sich dar
als „Seher, Verkünder und Diener der Gottheit“.[6]
Genau diese verehrungswürdige Aufgabe, als Seher, Verkünder und Diener der
Gottheit zu sein, hatte der Stürmer und Dränger Matthias Claudius, der deshalb
als der „Wandsbecker Bote“ bekannt war, für sich ausgewählt. Dieser zentrale
Punkt ist für meinen vorliegenden Beitrag von großer Bedeutung, denn gerade
dadurch können wir erfahren, wie und in wieweit der große Dichter Matthias
Claudius seine Dichtung als Mittel zum Unterricht von religiösen und
moralischen Werten benutzt hat. Diesbezüglich sind meines Erachtens zunächst
zwei Faktoren von großer Wichtigkeit: der erste Faktor hängt zusammen mit dem
Gedankengut der Sturm-und-Drang-Zeit, zu der Claudius gehörte, sowie auch mit
den Anregungen der Mitglieder des Göttinger Hainbundes (in erster Linie durch
Klopstock), mit denen er, also Claudius, sehr gut befreundet war. Diesen ersten
Faktor habe ich bereits auf den vorigen Seiten schon erklärt; der zweite
(jedoch wichtigere) Faktor hat mit Claudius´ Familie und mit dem ländlichen Milieu,
aus dem er stammte, zu tun, d.h. mit den familiären und gesellschaftlichen
Umständen, in denen Claudius aufgewachsen war. Diesen Faktor möchte ich im
folgenden diskutieren, dann werde ich Beispiele aus Claudius´ Gedichten
behandeln, durch die er dem Leser religiöse und moralische Werte verkünden
wollte.
Der deutsche Dichter des Sturm und Drang Matthias Claudius wurde am 15.
August 1740 als Pfarrerssohn in Rheinfeld bei Lübeck (Holstein), also in
Norddeutschland geboren. Er verbrachte seine Kindheit bei seiner tief
religiösen Familie auf dem Lande. Von 1755-1759 besuchte er die
Gelehrtenschule, direkt danach, also 1759-1763 studierte er in Jena Theologie
und Jura. Claudius lebte dann in Wandsbeck bei Hamburg, wo sich im
niederdeutschen Flach- und Wiesenland seine große Naturliebe entfaltete, und wo
er im Jahre 1771 seine Zeitschrift Der Wandsbecker Bote herausgab, also
jene Zeitschrift, die in Dichtung und Poesie seine Ansichten ins Volk trug. Und
so war Claudius von 1771 an – mit der Herausgabe seiner Werke beschäftigt – als
freier Schriftsteller im naturschönen Wandsbeck tätig. Es soll hier erwähnt
werden, dass auch namhafte Zeitgenossen wie z.B. Goethe zu den Mitarbeitern bei
dieser Wandsbecker Zeitschrift gehörten.[7]
Claudius´ tiefe Religiosität ist hauptsächlich durch seine Familie, sei es
sein Vater, seine Mutter oder auch seine Frau, und durch die schöne Wandsbecker
Landschaft bestimmt. Was wir über die religiöse Entwicklung des jungen Matthias
Claudius sagen können, „beruht insgesamt“, wie Joh. Berndt meinte, „auf Rück-
und Analogieschlüssen“.[8]
Er stammt ursprünglich aus einem „grüblerisch-verschlossenen, zäh festhaltenden
Friesengeschlechte“, er ist „in der schlichten Stille und der ernsten, frommen
Lebensgewohnheit eines einfachen, ehrenfesten Pfarrhauses“[9]
groß geworden, wo er hier die stille und sich verbergende Liebe seines Vaters
und seiner sehr bescheidenen und frommen Mutter genießen konnte. Sein Vater
war, wie bereits erwähnt, ein Pfarrer. Er hat ihn religiös erzogen und ihm von
klein an die wertvollen Lehren der Bibel unterrichtet, also die Lehren, die
Claudius später in seinen Gedichten dargestellt hat. Der Einfluss des Vaters
und der Mutter auf Claudius´ Persönlichkeit, also seine Frömmigkeit, seine
Schlichtheit und seine Bescheidenheit, ist sehr groß und in allen Stufen seines
Lebens spürbar.
Neben dem Vater und der Mutter spielte seine Frau auch eine große Rolle in
seinem Leben. In seiner Ehefrau Rebekka, oder dem „Bauermädchen“, wie er sie in
seinen Briefen beschrieb, fand Claudius weiter die von ihm stets angestrebte
Einfachheit und Bescheidenheit. Sie war 14 Jahre jünger als er (sie war also 17
Jahre alt, als er sie im Alter von 31 Jahren heiratete), verfügte über einen
gesunden Menschenverstand und war ein naturliebender Mensch wie er. Kurz
gesagt: sie verfügt über alle guten Eigenschaften, die Claudius in seinem Leben
gesucht hat. Claudius hielt seine Frau sozusagen für das Geschenk seines
Lebens, das ihm der liebe Gott gegeben hat. In dem schönen Silberhochzeitslied
schrieb er an sie:
„Ich danke Dir mein Wohl, mein
Glück in diesem Leben.
Ich war wohl klug, daß ich
Dich fand;
Doch ich fand nicht. GOTT hat
Dich mir gegeben;
So segnet keine andre Hand.“[10]
Selbst durch diese wenigen Verse scheint mir Matthias Claudius, auch wenn
auf indirekte Weise, eine gute Lehre erteilen zu wollen. Mit dem dritten Vers
„Doch ich fand nicht. GOTT hat Dich mir gegeben“ will er nämlich eine wichtige
religiöse Tatsache betonen, und zwar dass die guten Dinge im Leben uns
hauptsächlich von Gott gegeben werden, denn Gott alleine ist der Allgebende: Er
gibt dem Menschen die Gesundheit, die Muße, die Kinder; Er gibt ihm auch die
gute und fromme Ehefrau usw. Selbst unser Leben ist uns ein Geschenk Gottes.
Alle Gaben im Leben sind also auf Gottes Hand zurückzuführen; und deshalb – wie
Claudius ausdrückt – „segnet keine andre Hand.“ In diesem Zusammenhang möchte
ich gerne eine Stelle aus dem Heiligen Koran zitieren, die diese religiöse
Tatsache bestätigt. Hier spricht Gott zu allen Menschen: „Was ihr an Gaben
habt, kommt alles von Gott.“[11]
In einem anderen Vers derselben Sure spricht Gott alle Menschen an: „Wenn ihr
Gottes Gaben zählen wolltet, würdet ihr sie nie erfassen können“[12]
Zur tiefen Religiosität Claudius´ trägt auch, wie bereits erwähnt, die
schöne Wandsbecker Landschaft bei, in der dieser gefühlvolle Dichter gelebt
hat. Hier erinnere ich noch einmal an die bereits erwähnte pietistische
Überzeugung des Sturm und Drang, nämlich dass die Nähe Gottes durch das Naturempfinden
garantiert wird.[13] Das
bedeutet: je näher man sich in der freien Natur befindet, die
Naturerscheinungen wie Sonne, Mond, Sterne, stille Nacht, sowie auch die schöne
Landschaft mit ihren grünen Äckern, Seen, Flüssen, Bergen und Wäldern, also
Himmel und Erde in Ruhe betrachtet, desto näher man von Gott wird, Der all
diese Dinge erschuf. Die Betrachtung der Natur mit einer entsprechenden
Besinnung ist also ein ideales Mittel, Gottes übernatürliche Macht tiefer zu
spüren und Gottes Nähe tiefer zu genießen. Und somit wird die Frömmigkeit des
Menschen immer und immer größer.
In Wandsbeck mit seiner schönen und ruhigen Lage konnte der Naturdichter
Matthias Claudius die lebhaften und glücklichen Vorzüge des Landes fühlen, die
reine und gesunde Luft, die echte Freiheit und die natürliche Ruhe genießen.
Darüber hinaus konnte er hier Durchblicke schaffen auf den klaren Himmel mit
dessen herrlichen Gestirnen. Diese schöne Landschaft bedeutet für Claudius die
Entfernung von den Sorgen und Zwängen des Lebens, sie bedeutet für ihn also die
Ruhe und Unschuld der Seele, die er stets in seinen Gedichten dargestellt hat.
Das natürliche Leben auf dem schönen Landgut Wandsbeck war für Claudius eine
große Glückseligkeit, da er hier eben in voller Freude, Liebe und Unschuld
seine Zeiten verbringen konnte. Wandsbeck mit seiner schönen Natur war für
Claudius genau so wertvoll wie Rom und Ägypten mit ihrer Kunst und Kultur. In
einem seiner Gedichte, in dem er die schöne Natur in Wandsbeck beschreibt,
sagte Claudius:
Schön ist die Welt, schön
unsre Flur,
Und
unser Wald vor allen
Ist schön, ein Liebling der
Natur
Voll
Freud und Nachtigallen.
[…]
Viel große Kunst ist zwar
nicht hier,
Wie in Rom und Ägypten;
Doch haben wir Natur dafür,
Die
auch die Alten liebten.“[14]
Matthias Claudius war immer der Meinung, er glaubte sogar fest daran, dass
jeder Mensch in diesem Leben von Gott auf die Stelle gestellt ist, auf der er
steht, und dass auf dieser Stelle sein Beruf ist, durch den er den anderen
Menschen nützlich sein könnte. Seinen nützlichen Beruf fand Claudius als einen
Naturdichter in dem schönen Wandsbeck, also als den Wandsbecker Boten.
Durch die Betrachtung und Besinnung der Natur und der Naturerscheinungen
wollte Claudius in der Tat die anderen dazu motivieren, über Gott, d.h. über
Gottes Größe und Schöpfungskraft nachzudenken. In der Naturdichtung fand er das
beste Mittel dazu, da er eben – wie alle anderen Dichter des Sturm und Drang –
davon überzeugt war, dass in der ästhetischen Anschauung von landschaftlicher
Natur und Naturerscheinungen wie Sonne, Mond, Sternen, Wäldern, Bergen, Seen,
Flüssen usw. der Mensch Wesentliches über sich und den Sinn der Welt erfahren
könnte. Auf dem Lande, so glaubte Claudius und er hatte recht, kann der Mensch
die Natur einfältig genießen. Und somit wollte Claudius – eben durch seine
Gedichte – den einfachen Menschen auf dem Lande, also den Bauern, die ihnen von
Gott gegebene Glücksmöglichkeit zeigen. Dementsprechend schrieb er die meisten
seiner Gedichte über das Bauernleben und über die reine Natur auf dem Lande. So
heißen seine Gedichte z.B. „Bauernlied“, „Morgenlied eines Bauernmanns“,
„Abendlied eines Bauernmanns“, „Serenata, im Walde zu singen“, „Wandsbeck, eine
Art von Romanze“, „Sternseherin Liese“, „Im Mai“, „Lied hinterm Ofen zu
singen“, „Lied vom Reifen“, „Abendlied“ u.ä.
In all diesen Gedichten betrachtet Matthias Claudius die ländliche Natur
und die Naturerscheinungen als frommer Mensch. Nach der bedächtigen Lektüre
dieser Gedichte ist mir klar geworden, dass sie in der Tat einen gemeinsamen
pädagogisch-religiösen Zweck haben, und zwar dass das Schöne der Natur seine
Ursache in Gott haben müsste. In seinem Morgenlied eines Bauernmanns
heißt es z.B.:
Da kömmt die liebe Sonne wieder,
Da kömmt sie wieder her!
Sie schlummert nicht und wird nicht müder,
Und läuft doch immer sehr.
[…]
Von ihr kommt Segen und Gedeihen,
Sie macht die Saat so grün,
Sie macht das weite Feld sich neuen,
Und meine Bäume blühn.
[…]
Was hab ich dir getan, du Sonne!
Dass mir das widerfährt?
Bringst jeden Tag mir neue Wonne,
Und bin´s fürwahr nicht wert.
[…]
Gott in dem blauen Himmel oben
Gott denn belohn es dir!
Ich aber will im Herzen loben
Von deiner Güt und Zier.
Und weil wir ihn nicht sehen können,
Will ich wahrnehmen sein,
Und an dem edlen Werk erkennen
Wie freundlich er muss sein![15]
Noch deutlicher und direkter wird uns dieser heilige Zweck von Claudius´ Naturdichtung, über den er die anderen Menschen belehren wollte, in den folgenden schönen Versen des Bauernlied:
Wir pflügen und wir
streuen
Den Samen auf das Land,
Doch Wachstum und Gedeihen
Steht nicht in unsrer Hand.
Was nah ist und was
ferne,
Von Gott kömmt alles her!
Der Strohhalm und die Sterne,
Der Sperling und das Meer.
Von ihm sind Büsch'
und Blätter,
Und Korn und Obst von ihm,
Von ihm mild Frühlingswetter
Und Schnee und Ungestüm.
Er, Er macht
Sonnaufgehen,
Er stellt des Mondes Lauf,
Er lässt die Winde wehen,
Er tut den Himmel auf.
Er schenkt uns Vieh
und Freude
Er macht uns frisch und rot,
Er gibt den Kühen Weide
Und unsern Kindern Brot.
Auch Frommsein und
Vertrauen,
Und stiller edler Sinn,
Ihm flehn und auf Ihn schauen,
Kömmt alles uns durch Ihn.
Darum, so woll'n wir
loben
Und loben immerdar
Den großen Geber oben.
Er ist's! und Er ist's gar![16]
Wegen ihrer Einfachheit und ihrer Echtheit, da sie aus dem Herzen eines gläubigen Menschen herauskommen, gehören diese und ähnliche Naturgedichte Claudius´ mit Recht zum Schönsten, was die Deutschen an lyrischer Dichtung überhaupt besitzen.
In den beiden erwähnten Gedichten, also Morgenlied eines Bauernmanns und Bauernlied hat Claudius die Natur so dargestellt, wie er sie angeschaut und wie er sie geliebt hat. Er lobt diese schöne Natur – dargestellt hier durch „die liebe Sonne“, die alles auf der Erde blühen lässt, und durch den Mond, den Wind, den Himmel usw. In der Tat lobt er aber Gott, also den lieben Schöpfer, der diese schönen und herrlichen Dinge erschaffen hat. Diese Gedichte kennzeichnen Claudius´ Verhältnis zur Natur und demnach zu Gott. Er zeigt hier gegenüber Gott ein Verhältnis der Nähe, der Vertrautheit und der großen Verehrung.
Das erste Gedicht ist ein Preislied auf die lebensspendende Kraft der Sonne und ein Dank an sie. Das lässt sich schon durch den ersten Vers erkennen: „Da kömmt die liebe Sonne wieder“. Von dieser Sonne kommt alles Segen und Gedeihen, alles Grüne und Blühende. Die Verse dieses Gedichts zeigen uns schon den frommen Sinn, mit dem Claudius die Sonne erlebt als ein Geschenk und eine Gnade des Schöpfers, der sie erschaffen hat. Durch den Mund des Bauern dankt Claudius der lieben Sonne dafür, dass sie z.B. seine Saat grünen und seine Bäume blühen lässt. Claudius´ erzieherisches Wort lässt sich aber schon klar in den letzten zwei Versen der neunten Strophe hervorheben: weil wir Menschen Gott nicht sehen können, will Claudius gerne „an dem edlen Werk [der lieben Sonne] erkennen, / Wie freundlich er [Gott] muss sein.“ Das heißt, unsere Betrachtung und Besinnung des (geschöpften) Sichtbaren führt uns letzten Endes zum (unsichtbaren) Schöpfer: zu Gott. In diesem Zusammenhang möchte ich gerne an eine Stelle im Heiligen Koran erinnern, indem Gott die Menschen dazu antreibt, Seine herrlichen Geschöpfe wie Himmel und Erde besinnlich zu betrachten. Hier sagt Gott:
„Schauen sie sich denn nicht die Kamele an, wie sie erschaffen sind? Und den Himmel, wie er hochgehoben ist? Die Berge, wie sie aufgestellt sind? Und die Erde, wie sie geebnet ist?“[17]
Im zweiten Gedicht, also im Bauernlied spricht Claudius mit großer Frömmigkeit über verschiedene, kleine und große, nahe und ferne Dinge in der Natur: er spricht z.B. über das Wachstum des Samens, über den Strohhalm, über den Sperling, über die Büsche und Blätter, über das Korn und das Obst, über Vieh und Kühe; er spricht auch über große Dinge wie das Meer, das milde Frühlingswetter, den Schnee, die Winde, sowie auch die Sterne, die Sonne, den Mond, den Himmel usw. Mit großer Frömmigkeit führt Claudius all diese natürlichen Dinge auf Gott zurück: „Was nah ist und was ferne, / Von Gott kömmt alles her!“ Die Macht Gottes – so legt Claudius fest – umfasst alles Seiende. Nicht nur konkrete, sondern auch abstrakte Dinge, wie z.B. das Frommsein und das Vertrauen, kommen uns von Gott: Gott, der Schöpfer, ist also der Urheber aller konkreten und abstrakten Dinge. Schön und zutreffend hat Isabella Ruttenauer die oben erwähnten Verse von Claudius´ Naturgedicht Bauernlied kommentiert. Sie sagt:
„Wie groß ist die Liebe, mit der in diesen Versen [des „Bauernlied“] alles das Seiende umfasst wird, alles das Natürliche, das zum Menschenleben gehört! Es ist jene Liebe zum Mitgeschöpflichen, die aus dem Glauben erwächst, weil sie alles, was ist, das Große und das Kleine, das Nahe und das Ferne, aus Gottes Hand annimmt und auch Gottes Willen anheimstellt. Alles: nicht nur das Frühlingswetter, die Stürme, den Sonnenschein, die Weide, das Brot – sondern „auch Frommsein und Vertrauen“: auch die Gnaden, die Gott der Seele schenkt. Solche Worte können nur aus einem inneren Leben der Stille, der Sammlung kommen, in dem das Daheimsein im Glauben und die Liebe zu allem Geschöpflichen eine einzige Einheit miteinander bilden.“[18]
Neben dem Morgenlied eines Bauernmanns und dem Bauernlied ist das Naturgedicht Abendlied, das im Jahre 1779 im Hamburger Musen-Almanach erschien und sogleich von Herder in den zweiten Teil seiner im selben Jahr erscheinenden Volksliedersammlung aufgenommen wurde, auch ein klarer Ausdruck von Claudius´ großer Religiosität und Morallehre. Dieses Gedicht hat sieben Strophen; jede Strophe besteht aus sechs Versen:
Der Mond ist
aufgegangen,
Die goldnen Sternlein prangen
Am Himmel hell und klar;
Der Wald steht schwarz und schweiget,
Und aus den Wiesen steiget
Der weiße Nebel wunderbar.
Wie ist die Welt
so stille,
Und
in der Dämmerung Hülle
So traulich und so hold!
Als
eine stille Kammer,
Wo
ihr des Tages Jammer
Verschlafen und
vergessen sollt.
Seht ihr den Mond
dort stehen? –
Er ist nur halb
zu sehen,
Und ist doch rund
und schön!
So sind wohl
manche Sachen,
Die wir getrost
belachen,
Weil unsre Augen
sie nicht sehen.
Wir
stolze Menschenkinder
Sind
eitel arme Sünder
Und
wissen gar nicht viel;
Wir
spinnen Luftgespinste
Und
suchen viele Künste
Und kommen weiter
von dem Ziel.
Gott,
lass uns dein Heil schauen,
Auf
nichts Vergängliches trauen,
Nicht
Eitelkeit uns freuen!
Lass
uns einfältig werden
Und
vor dir hier auf Erden
Wie
Kinder fromm und fröhlich sein!
Wollst
endlich sonder Grämen
Auf
dieser Welt uns nehmen
Durch
einen sanften Tod!
Und,
wenn du uns genommen,
Lass
uns in Himmel kommen,
Du
unser Herr und unser Gott!
So
legt euch denn, ihr Brüder,
In
Gottes Namen nieder;
Kalt
ist der Abendhauch.
Verschon
uns, Gott! Mit Strafen,
Und
lass uns ruhig schlafen!
Und unsern kranken Nachbar auch!
Die Worte und die Bilder des Abendlied sind so schlicht und so einfach, dass man ihr Gehalt leicht verstehen und ausdeuten könnte. Vielleicht deshalb ist dieses poetische Stück wohl das bekannteste und meist gesungene Gedicht Claudius´, sowie auch die reinste Dichtung, die ihm geschenkt wurde.[19]
In den ersten drei Strophen beschreibt Claudius – wie es häufig in seinen Naturgedichten der Fall ist – einige herrliche Naturerscheinungen. Hier beschreibt er (dem Titel entsprechend) den Abend und den abendlichen Himmel: er beschreibt den schönen Mond, der wohl vor kurzem aufgegangen ist; deshalb ist er „nur halb zu sehen“, er beschreibt auch die Sterne, die am abendlichen Himmel so hell und klar scheinen, den stillen Wald, den schönen weißen Nebel, der aus den breiten Wiesen steigt. Claudius stellt diese herrlichen Naturerscheinungen dar eben als klare Zeichen der göttlichen Macht.
In der vierten Strophe, die genau in der Mitte des Gedichts liegt, bestätigt Claudius eine meines Erachtens sehr wichtige Tatsache, nämlich dass wir Menschen (solange wir uns von Gott fernhalten) „eitel arme Sünder“ sind. Wir sehen zwar viele wunderschöne Dinge in dieser Welt, wie eben die herrlichen Naturerscheinungen, lernen aber nur wenig davon. Statt dessen suchen wir in diesem Leben „viele Künste“, kommen aber – da wir uns lediglich auf unsere unzulängliche Vernunft verlassen – „weiter von dem Ziel“. Deshalb brauchen wir immer Gottes Hilfe, so dass wir nicht in die Irre gehen.
Nach diesen vier Strophen, also den Strophen der Betrachtung und der Besinnung, kommen drei Strophen der Bitte und des Gebets. Claudius bittet Gott darum, uns (durch die Betrachtung und Besinnung dieser herrlichen Naturerscheinungen) Seinen Heil schauen zu lassen, so dass wir dadurch richtig fromm und fröhlich sein können, denn auch das Frommsein – wie Claudius selbst bereits in seinem Bauernlied gesagt hat – kommt uns von Gott. Fromm zu sein, war der größte Wunsch Claudius´ in seinem ganzen Leben, denn erst dadurch kann der Mensch Gottes Heil erlangen. Eine weitere Bitte an Gott, die Claudius hier in der vorletzten Strophe geäußert hat, gilt dem guten „sanften Tod“ und dem Eintreten des Paradieses: „Lass uns in Himmel kommen“.
In der letzten Strophe des Abendlied, die Claudius´ Furcht vor Gott ausdrücklich zeigt, bittet Claudius Gott noch darum, uns mit Strafen zu verschonen und einen ruhigen Schlaf zu bescheren, also jene gute und angenehme Bitte, die jeder Mensch, wenn er schlafen geht, aussprechen sollte. Bemerkenswert in all diesen guten Bitten ist die Pluralform der sprechenden Person: „Gott, lass uns dein Heil schauen“, „Lass uns einfältig werden“, „Lass uns in Himmel kommen“, „Lass uns ruhig schlafen!“ u.ä. Das bedeutet, dass Claudius diese guten Sachen nicht nur für sich alleine wünscht, sondern auch für alle anderen Mitmenschen. Das lässt sich im letzten Vers des Gedichts noch deutlicher erkennen: „Und unsern kranken Nachbar auch!“ Darüber hinaus bezeichnet er (Claudius) alle anderen Menschen als „Brüder“: „So legt euch denn, ihr Brüder, / In Gottes Namen nieder“. Durch die letzten drei Strophen des Abendlied scheint mir der Dichter Claudius u.a. also einen großen moralischen Wert hervorheben zu wollen: es ist nämlich der Wert der Nächstenliebe.
Im allgemeinen, wie es vor allem in seinen bereits dargestellten Dichtungen Morgenlied eines Bauernmanns, Bauernlied, Abendlied u.ä. der Fall ist, hat Matthias Claudius Naturgedichte geschrieben, die von der Naturerscheinung zur Verehrung des Schöpfers führen sollen. Man kann diese Naturgedichte – ihren Inhalten nach – als sozusagen einen Boten bezeichnen, der von Gott erzählt. Dinge der Natur, insbesondere die prächtigen Geschöpfe wie die Sonne, der Mond, die Sterne, die Meere, die Berge, der Tag, die Nacht, also der Himmel und die Erde, sollen wir als Zeichen und demnach Boten Gottes betrachten. Etwas Ähnliches sieht Johann Arndt an, wenn er sagt: „Die Kreaturen sind Hände und Boten Gottes, die uns zu Gott führen sollen.“[20] Matthias Claudius wollte also durch seine Naturgedichte unsere Aufmerksamkeit darauf lenken, die Natur als Wirkraum und Gabe Gottes zu erkennen. Diese pädagogisch-religiöse Tendenz finden wir auch in anderen Naturgedichten Claudius´, aus denen ich hier die folgenden drei Beispiele erwähnen möchte:
- In seinem Gedicht Frau Rebekka mit den Kindern, an einem Maimorgen lässt Claudius Frau Rebekka ihren Kindern, die gerade vom Bett aufgestanden sind, die Sonne und deren Lauf beschreiben, um sie dadurch über die Gnade und Macht Gottes zu unterrichten:
Wie ist sie [die
Sonne] doch in ihrem Lauf
So unverzagt und
munter!
Geht alle Morgen
richtig auf,
Und alle Abend
unter!
Geht immer, und
scheint weit und breit
In Schweden und
in Schwaben,
Dann kalt, dann
warm, zu seiner Zeit,
Wie wir es nötig
haben.
Von ohngefähr
kann das nicht sein,
Das könnt ihr wohl
gedenken;
Der Wagen da geht
nicht allein,
Ihr müsst ihn
ziehn und lenken.
So hat die Sonne
nicht Verstand,
Weiß nicht, was
sich gebühret;
Drum muss wer
sein, der an der Hand
Als wie ein Lamm sie führet.
- Nach der Beschreibung der herrlichen Wandsbecker Landschaft weist Claudius in seinem Gedicht Wandsbeck, eine Art von Romanze, die ich bereits erwähnt habe (siehe S. 8!), auf die vielen und schönen Gaben Gottes hin:
Wer so viel schöne
Gaben
Für Ohr und Auge
geben kann,
Muss auch was B e s s e r e s haben.
- Das letzte Beispiel, das wohl zu den eindrucksvollsten Beispielen für Claudius´ Naturlyrik zwischen Anschauung und Besinnung gehört, d.h. zwischen Betrachtung der Natur und Nachdenken über Gott, der diese Natur erschaffen hat, ist das heitere Nachtlied Die Sternseherin Liese. Claudius hat dieses Gedicht in seiner späteren Altersstufe geschrieben, genauer gesagt im Jahre 1803 – also zwölf Jahre vor seinem Tod. Das ganze Gedicht besteht nur aus fünf Strophen, mit denen ich meinen vorliegenden Beitrag abschließen möchte:
Ich sehe oft um
Mitternacht,
Wenn ich mein
Werk getan
Und niemand mehr
im Hause wacht,
Die Stern´ am
Himmel an.
Sie gehn da, hin
und her zerstreut
Als Lämmer auf
der Flur,
In Rudeln auch
und aufgereiht
Wie Perlen an der
Schnur;
Und funkeln alle
weit und breit
Und funkeln neu
und schön;
Ich seh die große
Herrlichkeit
Und kann mich
satt nicht sehn …
Dann saget unterm
Himmelzelt
Mein Herz mir in
der Brust:
„Es gibt noch
Bess´res in der Welt
Als all ihr
Schmerz und Lust.“
Ich werf´ mich
auf mein Lager hin
Und liege lange
wach
Und suche es in
meinem Sinn
Und sehne mich danach.
***
Lieber Leser! Hast du mal versucht, wie die Sternseherin Liese um Mitternacht die herrlichen funkelnden Sterne am Himmel anzusehen? Wenn nicht, dann tu es mal bitte, lass dein Herz dir in der Brust sagen: „Es gibt noch Besseres in der Welt“ und sehne dich danach1
Lieber Leser! Hast du mal versucht, wie Frau Rebekka die herrliche Sonne zu betrachten, wie sie jeden Morgen richtig auf- und jeden Abend richtig untergeht? Wenn nicht, dann tu es mal bitte und lass deine Zunge mit festem Glauben aussprechen: „Es muss WER sein, DER diese Sonne majestätisch führt“.
Lieber Leser! Hast du mal wie der einfache Bauer über die vielen Gaben in der Natur: die Sonne, den Mond, die Sterne, das Wasser, die Luft, die Berge, die Bäume u.a.m. nachgedacht? Wenn nicht, dann tu es mal bitte und sag von deinem tiefen Herzen: Gott sei Lob und Dank, Der diese Dinge für uns erschaffen hat!
Lieber Leser! Wenn du dies alles tun würdest, würdest du dann den heiligen pädagogischen Sinn von Claudius´ Naturdichtung erkennen: Claudius schrieb diese Dichtung eben – wie der Titel des vorliegenden Beitrags lautet – als ein Mittel zum Unterricht von religiösen und moralischen Werten.
Literaturverzeichnis
1 Al-Muntakhab. Auswahl aus den Interpretationen des Heiligen Koran.
Arabisch - Deutsch. Erste Auflage. Übersetzt von Prof. Dr. Moustafa Maher.
Sprachliche Revision: Elsa Maher. Redaktion: A. Huber. Herausgeber: Oberster
Rat für Islamische Angelegenheiten. Al-Ahram Commercial Presses, Kairo 1999.
2 Badri, Taha: Liebe und Natur in Goethes
Gedichten Willkommen und Abschied und Mailied (16 Seiten). In: Faculty
of Languages and Translation Studies. Al-Azhar Universität – Band 34, Kairo
2003.
3 Baumann, Barbara und Oberle, Birgitta:
Deutsche Literatur in Epochen. 2. Auflage, Max Hueber Verlag, München 1996.
4 Berndt, Joh.: Die Stellung des Matthias
Claudius zu den religiösen Strömungen seiner Zeit. Pädagogisches Magazin, Heft
556. Verlag Langensalza (Beyer & Mann). Herzogl. Sächs. Hofbuchhändler
1914.
5 Best, Otto F. und Schmitt, Hans-Jürgen (Hrsg.): Die deutsche Literatur in
Text und Darstellung. Band 6: Sturm und Drang und Empfindsamkeit. Hrsg. von
Ulrich Karthaus. Philipp Reclam jun. Stuttgart 1976.
6 Friemel, Franz Georg: Christliche Simplicität.
In: Matthias Claudius 1740 – 1815. Leben. Zeit. Werk. Hrsg. von Jörg-Ulrich
Fechner. Max Niemeyer Verlag, Tübingen 1996.
7 Gedanken von Matthias Claudius. Eine von
Richard Tüngel zusammengestellte Auswahl. 2. Aufl., Atlantis-Verlag, Zürich
1941.
8 Görisch, Reinhard: Matthias Claudius und der
Sturm und Drang. Ein Abgrenzungsversuch. Vergleiche mit Goethe, Herder, Lenz,
Schubart und anderen am Beispiel eschatologischer Vorstellungen im Kontext des
Epochenbewusstseins. Peter D. Lang Verlag, Frankfurt / Main 1981.
9 Grabert, Willy u.a.: Geschichte der deutschen
Literatur. 21. Aufl., Bayerischer Schulbuch-Verlag, München 1984.
10 Kehn, Wolfgang: Garten und Landschaft bei Claudius
In: Matthias Claudius 1740 – 1815. Leben. Zeit. Werk. Hrsg. von Jörg-Ulrich
Fechner.
11 Kranefuss, Annelen: »Es gibt was Besseres in
der Welt«. In: Matthias Claudius 1740 – 1815. Leben. Zeit. Werk. Hrsg. von
Jörg-Ulrich Fechner.
12 Krell, Leo und Fiedler, Leonhard: Deutsche
Literaturgeschichte. 17. Aufl., C. C. Buchners Verlag, Bamberg 1981.
13 Ruttenauer, Isabella: Matthias Claudius. Die
Botschaft des Dichters an unsere Zeit. Verlag Karl Alber, Freiburg und München
1952.
[1] Der Göttinger Hain ist eine Gruppe der jungen Generation, die sich im Jahre 1772 in einem kleinen Wald bei Göttingen in edler Begeisterung sammelte. Ihr Vorbild war der große Dichter des Sturm und Drang Friedrich Gottlieb Klopstock (1724 – 1801), nach dessen Ode Der Hügel und der Hain, worin er den Hügel als den Sitz der antiken Poesie, den Hain oder Eichenwald als den der deutschen bezeichnete, sie sich Hainbund nannte. Die führenden Mitglieder dieses Bundes waren L. H. Hölty und J. H. Voss, sowie auch Friedrich Leopold Graf zu Stolberg (1750 – 1819) und Johann Friedrich Hahn (1753 – 1779). Die großen Dichter Gottfried August Bürger (1747 – 1794) und Matthias Claudius (1740 – 1815) waren Freunde dieses Hainbundes.
[2] Aus Klopstocks Naturgedicht Die Frühlingsfeier (Strophen 2 – 4 und 13 - 15). Die erste Fassung dieses Gedichts, aus der diese sechs Strophen stammen, entstand im Jahre 1759. Zit. nach Otto F. Best und Hans-Jürgen Schmitt (Hrsg.): Die deutsche Literatur in Text und Darstellung. Band 6: Sturm und Drang und Empfindsamkeit. Hrsg. von Ulrich Karthaus. Philipp Reclam jun. Stuttgart 1976, S. 114 und 116.
[3] Aus Höltys Naturgedicht Das Landleben (Strophen 1 – 4), das im Jahre 1777 im Musenalmanach veröffentlicht wurde. Zit. nach Otto F. Best und Hans-Jürgen Schmitt (Hrsg.): Die deutsche Literatur in Text und Darstellung. Band 6, S. 127 f.
[4] Vgl. die Gedichte An die Natur von Stolberg, Abendlied von Claudius, sowie auch das oben erwähnte Naturgedicht Das Landleben von Ludwig Heinrich Hölty. In diesen und ähnlichen Naturgedichten haben die Dichter versucht, durch die Naturbeschreibung die übernatürliche Macht und die Nähe Gottes zu spüren und dieses schöne Gefühl den anderen zu vermitteln.
[5] Taha Badri
(2003): Liebe und Natur in Goethes Gedichten Willkommen und Abschied und
Mailied. 16 Seiten. In: Faculty of Languages and Translation Studies (Band 34) Al-Azhar
Universität – Kairo.
[6] Die deutsche Literatur in Text und Darstellung. Band 6, S. 104.
[7] Mehr zu Claudius Leben siehe Willy Grabert u.a.: Geschichte der deutschen Literatur. 21. Aufl., Bayerischer Schulbuch-Verlag, München 1984, S. 106 f. und Barbara Baumann und Birgitta Oberle: Deutsche Literatur in Epochen. 2. Auflage, Max Hueber Verlag, München 1996, S.72 f.
[8] Joh. Berndt: Die Stellung des Matthias Claudius zu den religiösen Strömungen seiner Zeit. Pädagogisches Magazin, Heft 556. Verlag Langensalza (Beyer & Mann). Herzogl. Sächs. Hofbuchhändler, 1914, S. 6.
[9] Ebenda, loc. cit.
[10] Zit. nach Franz Georg Friemel: Christliche Simplicität. In: Matthias Claudius 1740 – 1815. Leben. Zeit. Werk. Hrsg. von Jörg-Ulrich Fechner. Max Niemeyer Verlag, Tübingen 1996, S. 11.
[11] Koran: Sure 16, Vers 53.
[12] Koran: Sure 16, Vers 18.
[13] Siehe S. 3 f. des beiliegenden Beitrags!
[14] Aus der kleinen Dichtung Wandsbeck, eine Art von Romanze. Zit. nach Wolfgang Kehn: Garten und Landschaft bei Claudius. In: Matthias Claudius 1740 – 1815. Leben. Zeit. Werk, S. 314 f.
[15] Aus Claudius´ Naturgedicht Morgenlied eines Bauernmanns (Strophen 1, 3, 5, 8 und 9). Zit. nach Isabella Ruttenauer: Matthias Claudius. Die Botschaft des Dichters an unsere Zeit. Verlag Karl Alber, Freiburg und München 1952, S. 194 f.
[16] Ebenda, S. 210 f.
[17] Koran: Sure 88, Verse 17 – 20.
[18] Ebenda, S. 211.
[19] Siehe Ruttenauer, S. 211!
[20] Johann Arndt: Sechs Bücher vom Wahren Christentum. 3. Aufl., Berlin 1757, 4. Buch, Vorrede, S. 586. Zit. nach Annelen Kranefuss: »Es gibt was Besseres in der Welt«.. In: Matthias Claudius 1740 – 1815. Leben. Zeit. Werk ... S. 185.