Al-Azhar: Die älteste Universität der Welt

Von Prof. Dr. Elsayed Elshahed – Al-Azhar Universität  in Kairo (Vortrag an der Universität Frankfurt / Main am 21.05.2001

 

Entstehungs- und Entwicklungsgeschichte:

 

Im Jahre 359 n. H. / 970 n.Chr. wurde die Al-Azhar Universität durch die Fatimieden als Lehrstätte für das schi`itische Dogma in Kairo  gegründet. Zweihundert Jahre später wurde sie durch die Aiyubieden im Jahr 567 n. H. / 1170 n. Chr. in den Dienst des sunnitischen Dogmas gestellt.

 

Gegen Ende des 17. Jahrhundert wurde unter dem Osmanischen Reich die Stelle des Scheich al-Azhar als Oberhaupt der gesamten religiösen Institution ins Leben gerufen.

 

1872 wurde ein Gesetz zur Bestimmung der Lehrgänge und des Studiumsabschlußes mit dem Aalamiya-Grad (entspr. Ph. D.) verabschiedet.

 

1885 wurden die erforderlichen Qualifikationen für den Lehrkörper gesetzlich geregelt.

 

Anfang des 20. Jahrhunderts (1908) wurde erstmals ein Oberrat aus Vertretern der verschiedenen islamischen Rechtsschulen und dem Mufti sowie aus zwei Beamten unter dem Vorsitz des Scheich al-Azhar gebildet. Das gesamte Bildungssystem wurde in eine Grund-, Sekundar- und Hochstufe umgewandelt.

 

1911 wurde der Oberste Rat von al-Azhar als höchste Aufsichtsinstanz sowie der Rat der Großislamgelehrten (hai`at kibar al-`ulama`) gebildet. Azhar-Institute wurden in mehreren Provinzhauptstädten gegründet.

 

1930 hat al-Azhar seine zweite wichtige Reformation erlebt, welche der heutigen al-Azhar Universität den Weg ebnete. Das Bildungssystem wurde nun in vier Stufen aufgeteilt: in eine Grundschule mit 4 Schuljahren, eine Sekundarschule mit 5 Jahren, sowie das Grundstudium in 3 Fakultäten unterteilt: Islamisches Recht, Islamische Theologie und Arabistik, mit jeweils 4 Jahren plus 2 Jahre für die Berufsausbildung als Richter, Mufti, Prediger oder für ein Lehramt. Anschließend folgen 5 Jahre für eine Fachausbildung in den verschiedenen Spezialfächern mit dem Aalamiya-Grad bzw. der Professur als Abschluß der gesamten religiösen Ausbildung an al-Azhar.

 

Durch das Reformgesetz Nr. 103 / 1961 bekam die al-Azhar Universität endgültig ihre heutige zeitgemäße Struktur.

 

Eine strikte Geschlechtertrennung wird in der ganzen Schul- bzw. Universitätsausbildung eingehalten. Es gibt also Schulen sowie Fakultäten für Mädchen bzw. Frauen (Studentinnen) und Schulen und Fakultäten für Jungen (Studenten).

 

 

Wichtige Daten:

 

Nach der Statistik von 1997/98 gab es insgesamt 54 Fakultäten: Für Studenten: In Kairo: 14  Fakultäten, in den Provinzen: 26  Fakultäten.

Für die Studentinnen: In Kairo: 6 Fakultäten, in den Provinzen: 8 Fakultäten.

 

Zahl der eingeschriebenen Studentinnen und Studenten 1999/2000 insgesamt: 184 501 - davon: 128 897 Studenten  und 55 604 Studentinnen.

 

Statistik 97/98 insgesamt: 174 384 StudentInnen - davon:    Einheimische:             162 514 StudentInnen u. Ausländische: 11 870 StudentInnen.

                                     

Männl.: 124 417 (Einh. 115 601 u. Ausl. 8 816)

Weibl.: 49 967  (Einh. 46 913  u. Ausl. 3 054)

 

Aufbaustudium: Männl.: 9 077

                       Weibl.:            1 445

 

Datenvergleich: 1992/93: 84 391  StudentInnen

1997/98: 174 384 StudentInnen.        

1999/2000: 184 501 StudentInnen    

 

In 5 Jahren hat sich die Zahl der StudentInnen verdoppelt.

 

In den letzten zwei Jahren hat sich die Zahl der eingeschriebenen StudentInnen um mehr als 10 000 (genau 10 117 Std.) erweitert.

 

Daten über die ausländischen StudentInnen 1997/98:

Aus Afrika: 1 506

Aus Asien: 10 146

Aus Europa: 215

Aus den USA u. Australien: 3

Summe: 11 870

 

Die von ausländischen StudentInnen meist besuchten Fakultäten:

Islamisches Recht: 502 StudentInnen

Arabische Sprache: 247 StudentInnen

Fundamentaltheologie: 191 StudentInnen

Pädagogische Fakultät: 160 StudentInnen

Sprachen- und Übersetzungsfakultät: 114 StudentInnen

 

Zahl der Lehrkräfte nach der Statistik für 1999/2000:

Mädchenfakultäten: 8 052  (Frauen u. Männer) davon:

ProfessorenInnen: 1 564

Assis. Prof.: 464

Wissenschaftliche AssistentInnen: 2 076

OberassistentInnen: 1 189

AssistentInnen: 1 629                                         

 

Männerfakultäten: 5 810  (Frauen sehr selten) - davon:

ProfessorenInnen: 1 207

Ass. Prof.: 1 164

Wissenschaftliche  Assistenten: 1 495

Oberassistenten: 830

Assistenten: 1 114